Update Entwicklung Dispokredit vs Ratenkredit Zinsen: August 2016

Am 1. August veröffentlichte die Deutsche Bundesbank die aktualisierte MFI-Zinsstatistik*. Aus dieser kann man das gegenwärtige Zinsniveau ablesen, das für Dispokredite, Ratenkredite oder auch Wohnungsbaukredite für die private Hand oder nichtfinanzielle Institutionen gilt. Diese Zinsstatistik aus Stichproben von Bankdaten, die von den Instituten regelmäßig gemeldet werden müssen, wird allmonatlich erhoben und für die Öffentlichkeit auf den Internetseiten der Deutschen Bundesbank zur Verfügung gestellt. Wir analysieren daraufhin diese Daten für den Bereich der Sofortkredite und sondieren die Trends. Insbesondere geht es dabei auch immer um die weitere Entwicklung von Raten- und Dispositionskredit. Lohnt sich eine Umschuldung?

Zinsstatistik August 2016: Keine erkennbare Tendenz

Die Bundesbank gruppiert in ihrer seit 2003 regelmäßig geführten MFI-Zinsstatistik die von deutschen Kreditinstituten gemeldeten Kredit-Informationen in mehrere Bereiche. Neben durchschnittlich verlangten Ratenzinsen sind auch die Volumina einzusehen. Die Unterteilung geschieht zum einen nach Kreditgruppen wie „revolvierende Kredite und Kreditkartenkredite“, zu der auch der Dispositionskredit zählt, Konsumentenkredite und Wohnungsbaukredite. Unter diesen kann man sich zudem die Gesamtbestände oder Neugeschäfte ansehen, oder die Gesamtkredite oder nur die besicherten Kredite. Letzteres ist vor allem bei den Wohnungsbaukrediten interessant.

Für uns im Bereich der Sofortkredite betrachten wir vor allem die Dispositionskredite und die Konsumentenkredite. Letztere werden dabei noch in verschiedene Laufzeiten unterteilt: Kredite bis 1 Jahr, über 1 bis 5 Jahre und über 5 Jahre. Wir haben uns die Kredite für Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren gegenüber Dispositionskrediten genauer angesehen. Hier kann dann schlussendlich auch die Frage beantwortet werden, ob sich eine Umschuldung eines eventuell beanspruchten Disporahmens in einen Sofortkredit momentan lohnt. Dabei stehen in diesem Update die Statistikdaten bis Juni 2016 zur Verfügung, wobei zu erwähnen wäre, dass die Daten dieses jüngsten Monats in der MFI-Zinsstatistik immer als vorläufig gekennzeichnet sind. Gegenüber den Erkenntnissen unseres Updates aus dem Vormonat hat sich allerdings nur wenig getan, da die Zinsänderungen von Mai auf Juni 2016 minimal waren.

So hat sich der durchschnittlich verlangte Zins für einen Dispositionskredit auf durchschnittlich 8,77 Prozent effektivem Jahreszins gegenüber Mai 2016 minimal erhöht, in Zahlen um 0,02 Prozentpunkte oder relativ gerade 0,3 Prozent. Auch von April auf Mai 2016 gab es eine ähnlich minimale Zinserhöhung. Allerdings ist der bisherige Jahreshöchststand vom Februar 2016 mit 8,81 Prozent noch nicht erreicht worden. Und der Vergleich mit dem Juni des Vorjahres zeigt, dass das Zinsniveau nach wie vor auf Rekord-Niedrigstand bleibt: Damals war ein Dispokredit noch um relativ 3,2 Prozent teurer.

Statistik zur Zinsentwicklung Dispo vs. Ratenkredit - Ausgust 2016 - Zinsen für Ratenkredite weiterhin deutlich niedriger als DispozinsenVeröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Sofortkredit – Trend weiter unklar

Auch bei den Zinsen für einen Sofortkredit für eine Laufzeit von über 1 bis 5 Jahre waren die Unterschiede so gering, dass man sich fragen muss, ob sie statistisch überhaupt relevant sind. Allerdings ging die Änderung im Gegensatz zum Dispokredit nach unten. Damit konnte sich unser Verdacht im vorangegangenen Update, ob hier ein Aufwärtstrend bei den Ratenzinsen zu beobachten ist, nicht erhärten. Denn dem nun jüngsten, minimalen Rückgang ging ein ebenso marginaler zweifacher Anstieg voraus, von März bis Mai 2016.

In Zahlen ausgedrückt lag der durchschnittliche effektive Jahreszins für einen Ratenkredit über 1 bis 5 Jahre Laufzeit im Juni 2016 mit 4,87 um minimale 0,03 Prozentpunkte unter dem Wert vom Mai 2016 (4,90 Prozent eff. p.a.) und war auch um 2,2 Prozent günstiger als im Juni 2015.

Wie sieht also derzeit der langfristige Trend aus? Beim Betrachten unserer Vergleichsgrafik erkennt man, dass die Zinsen für die betrachteten Sofortkredit-Laufzeit sich nunmehr seit dem letzten Jahr nur noch geringfügig verändert haben. Die für einen Dispositionskredit verlangten Zinsen schienen in der jüngeren Vergangenheit noch leicht zu sinken, doch scheint nun auch diese Abwärtsbewegung allmählich zum Erliegen zu kommen. Sprich: Momenten herrscht schlicht sehr wenig Bewegung auf dem Zinsmarkt, sehr zum Vorteil der Kreditnehmer, da das Zinsniveau einfach auf rekord-niedrigem Niveau verharrt.

Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, bleibt die Europäische Zentralbank doch weiter bei der Null-Prozent-Politik für ihren Leitzins, mitunter wird bereits unter den Währungshütern über einen negativen Zins gemunkelt. Dementsprechend erfolgt die Geldbeschaffung für die Banken derzeit ohne Extrakosten, und sie haben für Darlehen nur Verwaltungskosten und Ausfallrisiko zu tragen, der Rest ist die Gewinnmarge.

Durch die minimalen Veränderungen gelten auch nach wie vor die gleichen Aussagen für den Zinsunterschied zwischen Dispositionskrediten und Ratenkrediten. Er ist durch die leicht gegenläufige Entwicklung gegenüber dem Vormonat angewachsen, liegt aber weiterhin nur bei 3,9 Prozentpunkten. Die Vergleichgrafik zeigt auch hier, dass die Entwicklung der letzten Monate mit leichten Schwankungen eher gleichbleibend ist.

Dispo vs. Ratenkredit - Zinsdifferenz - Ausgust 2016 - Dispokredite sind noch immer deutlich TeurerVeröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Soll man umschulden oder nicht?

Aus den oben genannten Gründen bleiben unsere Aussagen aus dem Vormonat also bestehen. Viele Menschen in Deutschland nutzen nach wie vor den verführerischen Dispositionskredit zur Überbrückung von finanziellen Engpässen aus. Dies ist mitunter auch verständlich, wird im Normalfall bei einem Gehaltskonto nach gewisser Zeit von der Bank ungefragt ein Kreditrahmen in Höhe von zwei oder drei Monatsgehältern gewährt. Und dieser kann dann auch ohne Antrag direkt genutzt werden. Zudem wirkt ein Dispositionskredit auf dem Papier – in diesem Fall dem Kontoauszug – nicht so teuer. Denn dort erscheinen nur quartalsweise die verlangten Zinshöhen. Vergessen wird aber oft, dass der Dispositionsrahmen damit weiterhin in der ursprünglichen Höhe bestehen bleibt und im Gegensatz zu einem Sofortkredit keine Tilgung der Schuld erfolgt.

Der nächste Nachteil eines Dispositionskredites ist die Abhängigkeit vom Finanzmarkt. Gegenwärtig gibt es Anbieter, die Dispositionszinsen sogar unterhalb dieses Durchschnittswertes von etwas unter 9 Prozent effektiv pro Jahr anbieten. Doch kann sich dies in Zukunft durchaus ändern. Denn für gewöhnlich richtet sich die Höhe des Dispositionszinses nach dem 3-Monats-EURIBOR. Dies ist ein theoretischer Zinssatz, zu dem sich die Banken untereinander Geld borgen. Dabei ist die gute Nachricht für die Verbraucher, dass dieser Zins immer weiter in den negativen Bereich rutscht. Allerdings wird der Dispositionszins auch schnell steigen, sobald auch der EURIBOR Satz steigt. Ein Ratenkredit ist dagegen gegenwärtig um fast 4 Prozentpunkte günstiger. Und nicht nur das, man hat eine Zinsgarantie über den Niedrigzins über die gesamte Laufzeit.

Während unserer Argumentation ist unsere Empfehlung wahrscheinlich schon klar geworden. Nach wie vor empfehlen wir dringend, dass der Disporahmen  in einen Sofortkredit umgeschuldet wird. Es gibt keinen denkbaren Grund, warum dies nicht empfehlenswert sein sollte. Einzig, wer aufgrund seiner beruflichen Situation oder als Student oder Azubi keinen Kredit eröffnen kann, der kann bei manchen Banken einen kleinen, zur Verfügung gestellten Dispositionsrahmen nutzen. Allerdings auch nur zur Überbrückung vorübergehender Engpässe und bei vernünftiger Risikoabschätzung.

*MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine monatliche Veröffentlichung der Deutschen Bundesbank. Dabei sind die Geldinstitute verpflichtet, ihre angewandten Zinssätze und Volumina für Eurokredite und Einlagen für private Haushalte, die in der Europäischen Währungsunion ansässig sind, an die Bundesbank zu melden. Diese macht dann eine stichprobenartige Erhebung dieser Daten und veröffentlicht dann repräsentative Durchschnittswerte, unterteilt nach zum Beispiel Laufzeit, Art des Kredites und anderen Faktoren.

Auf den Seiten der Deutschen Bundesbank sind diese Werte dann nachfolgend einzusehen. Die Daten des letzten erfassten Monats sind noch als vorläufig gekennzeichnet, erfahrungsgemäß werden diese aber nur noch selten geändert. In unserem heutigen Beitrag beschränken wir uns dabei auf den Vergleich zwischen Sofortkrediten mit Laufzeiten von über 1 bis 5 Jahren mit revolvierenden Krediten, zu denen auch die Dispositionskredite zählen.

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