Update Entwicklung Dispokredit vs Ratenkredit Zinsen: Juli 2016

Die durchschnittlich für Kredite aller Art in Deutschland erhobenen Zinsen und auch Volumina kann man mithilfe der MFI-Zinsstatistik* regelmäßig einsehen. Dabei ermittelt die Bundesbank monatlich aus Stichproben von in Deutschland ansässigen Finanzinstituten die für verschiedene Laufzeiten berechneten effektiven Jahreszinsen und veröffentlicht diese mit vielen anderen Informationen allmonatlich auf ihrer Internetseite. Wir haben wie immer die jüngste Zinsstatistik vom 4. Juli 2016 für unsere Zwecke ausgewertet. Lohnt sich aktuell eine Umschuldung? Wie sieht es mit dem Dispokredit aus?

Zinsstatistik Juli 2016: Allgemein minimaler Zinsanstieg

Die in Deutschland ansässigen Finanzinstitute sind verpflichtet, Daten über die bei ihren Krediten berechneten Zinsen sowie Volumina und auch weitere Informationen über Einlagen an die Deutsche Bundesbank zu melden. Die Deutsche Bundesbank ihrerseits nimmt dann stichprobenartig Daten und berechnet mit einem statistischen Verfahren die durchschnittlich erhobenen Zinsen für zum Beispiel Dispositionskredite, Konsumentenkredite verschiedener Laufzeit oder auch Wohnungsbaukredite.

Interessant ist die Verfolgung der aktuellen Entwicklung vor allem im Hinblick auf eine Umschuldung älterer Kreditverträge. Da die Europäische Zentralbank den Leitzins auf 0,0 Prozent gesenkt hat, ist nämlich die Beschaffung mit neuem Geld nicht mit hohen Kosten verbunden. Insofern ist der Kreditzins in vielen Fällen verglichen mit dem Vorjahr noch weiter gefallen.

Wir betrachten in dieser monatlichen Auswertung die erhobenen Zinsen für Sofortkredite mit einer oft gewählten Laufzeitspanne von über 1 bis 5 Jahre. Ebenso werden dazu die Zinsen verglichen, die für „Revolvierende Kredite und Überziehungskredite“ sowie „Kreditkartenkredite“ erhoben werden. Zu dieser Kategorie zählt sich auch der Dispositionskredit.

Dieser hat sich im Mai gegenüber dem April kaum verändert. In der betrachteten Kategorie werden im Mittel 8,75 Prozent effektiv pro Jahr verlangt, das sind 0,07 Prozentpunkte mehr als im Vormonat April 2016. Dazu muss aber erwähnt werden, dass der Aprilwert der bisher niedrigste war, welcher für einen revolvierenden Kredit seit Beginn der MFI-Zinsstatistik im Jahr 2003 überhaupt jemals erzielt wurde. Im Jahresvergleich ist jedenfalls ein Dispokredit im Mai 2016 um 3,1 Prozent günstiger gewesen (relativ) als im Mai 2015.

Dispo vs. Ratenkredit - Juli 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Sofortkredit – Zins im Aufwärtstrend?

Ähnlich marginal fällt auch der Anstieg aus, der für einen Sofortkredit verlangt wurde, der eine Laufzeit von über 1 bis 5 Jahre hat. Dieser wurde von den betrachteten Finanzinstituten mit im Durchschnitt 4,90 Prozent effektiv pro Jahr verzinst, das sind lediglich 0,02 Prozentpunkte mehr als im April 2016. Beachtenswert ist aber, dass sich diese Kredite im Gegensatz zum Dispositionskredit seit dem Tiefststand im März 2016 (4,79 % eff. p.a.) bereits zum dritten Mal verteuert haben. Ob sich hier ein Trend abzeichnet, bleibt abzuwarten. Jedenfalls war damit ein Kredit im Mai 2016 mit dieser betrachteten Laufzeit noch minimal günstiger als im selben Monat des Vorjahres, um 0,9 Prozent.

Was fällt also beim Betrachten der Grafik über die Laufzeit der gesamten MFI-Zinsstatistik auf? Bei den Sofortkrediten scheint der Bodensatz der Zinsen allmählich erreicht worden zu sein. Trotz des minimalen Anstiegs der letzten Monate ist mittelfristig noch kein eindeutiger Trend festzustellen. Auf der anderen Seite wird allerdings ein Dispositionskredit immer günstiger – wenn auch der Zinsrückgang ebenfalls nur noch sehr langsam vonstatten geht.

Das bedeutet weiterhin, dass der Zinsabstand zwischen Dispositionskredit und Sofortkredit weiter schrumpft. Trotz des geringen Aufwärtstrends – 3,85 Prozentpunkte Differenz im Mai 2016 gegenüber April 2016 mit 3,79 Prozentpunkten – wurde die 4-Prozentpunkte-Marke in den letzten Monaten immer häufiger unterschritten. Kein Wunder: Im Oktober 2008 wurde ein Dispositionskredit noch mit 12,01 Prozent effektiv pro Jahr berechnet. Wer heute für seinen Dispo immer noch derart hohe Zinsen bezahlt, sollte dagegen dringend sein Konto wechseln.

Wohin geht die Reise? Das ist aufgrund der jüngsten Daten kaum zu erkennen. Wir gehen davon aus, dass der leichte Anstieg rein saisonbedingter Natur ist. Denn die Rahmenbedingungen für die Geldbeschaffung haben sich für die Banken eher noch weiter verbessert als verschlechert: Die Geldbeschaffung selbst funktioniert quasi zum Nulltarif, nur das Risiko für Zahlungsausfälle und Verwaltungskosten wären für die Banken abzuziehen. Der Rest der Zinseinnahmen wäre dann die reine Gewinnmarge.

Dispo vs. Ratenkredit - Zinsdifferenz - Juli 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Umschulden oder nicht?

Wieso ist der Dispositionskredit so beliebt? Wenn man es nüchtern betrachtet, handelt es sich bei dieser Form eines Konsumentenkredites in jeder Hinsicht um die ungünstigste Form eines Darlehens: Zum einen gehört sie zu der teuersten, die zur Verfügung steht, ein Unterschied von beinahe 4 Prozentpunkten ist ein beachtlicher Kostenfaktor. Noch dazu macht man sich als Kreditnehmer abhängig von den Zinsschwankungen, da der Dispositionszins für gewöhnlich dem 3-Monats-EURIBOR folgt, einem theoretischen Zinssatz, zu dem sich die Banken Geld untereinander zur Verfügung stellen. Zwar ist dieser so niedrig wie nie, ja, sogar negativ. Andererseits kann sich bei einer Aufwärtsbewegung ein Dispositionskredit damit schnell verteuern, aber vom gegenwärtigen Tiefststand aus allenfalls noch geringfügig vergünstigen.

Die Antwort ist leicht: Ein Dispositionsrahmen wird vielen Girokonto-Kunden mit regelmäßigem Eingang automatisch eingerichtet und steht nach zwei bis drei Monaten, teilweise sogar schon sofort zur Verfügung. Es sind keine Formalitäten notwendig, um diesen Kredit in Anspruch zu nehmen, mithin auch kein Antrag, der genehmigt werden müsste – ein psychologischer Vorteil. Und nicht zuletzt sieht man auf seinem Konto pro Quartal nur die Zinsabrechnung. Bei einem Sofortkredit besteht die monatliche Rate zudem aus der Tilgung, die bei einem Dispositionskredit jedoch nicht automatisch stattfindet.

Genau dieses wäre aber für einen Schuldenabbau und auch für die Gesamtkosten eines Kredites sehr wichtig. Dreht man nun all diese Argumente um, so hat man auch sofort alle Gründe, weswegen wir dringend zu einer Umschuldung des Dispokredites raten. Ein Sofortkredit ist nicht nur deutlich günstiger. Teilweise erzieht er auch zum besseren Umgang mit seinen eigenen Finanzen. Und bei dem gegenwärtig immer noch respektablen Zinsabstand ist es durchaus möglich, dass pro Monat die gleichen Kosten wie bisher anfallen, allerdings bei gleichzeitiger Tilgung der Schuld.

Dementsprechend sollte ein Dispositionskredit nur in den Fällen in Anspruch genommen werden, wo der finanzielle Engpass sehr kurzfristig ist oder andere Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen. Sonst sollte man lieber jetzt als gleich eine Umschuldung einleiten.

*MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine monatliche Veröffentlichung der Deutschen Bundesbank. Dabei sind die Geldinstitute verpflichtet, ihre angewandten Zinssätze und Volumina für Eurokredite und Einlagen für private Haushalte, die in der Europäischen Währungsunion ansässig sind, an die Bundesbank zu melden. Diese macht dann eine stichprobenartige Erhebung dieser Daten und veröffentlicht dann repräsentative Durchschnittswerte, unterteilt nach zum Beispiel Laufzeit, Art des Kredites und anderen Faktoren.

Auf den Seiten der Deutschen Bundesbank sind diese Werte dann nachfolgend einzusehen. Die Daten des letzten erfassten Monats sind noch als vorläufig gekennzeichnet, erfahrungsgemäß werden diese aber nur noch selten geändert. In unserem heutigen Beitrag beschränken wir uns dabei auf den Vergleich zwischen Sofortkrediten mit Laufzeiten von über 1 bis 5 Jahren mit revolvierenden Krediten, zu denen auch die Dispositionskredite zählen.

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