Update Entwicklung Dispokredit vs Ratenkredit Zinsen: Juni 2016

Am 2. Juni wurde wie jeden Monat die MFI-Zinsstatistik* der Bundesbank veröffentlicht. Dabei werden gesammelte Daten von in Deutschland ansässigen Finanzinstituten stichprobenartig ausgewertet. So werden unter anderem durchschnittliche Zinsen für auf Euro lautende Kredite und Volumina für Einlagen ermittelt. Dies gibt beispielsweise dem Verbraucher die Möglichkeit, die Zinsentwicklung hierzulande zu verfolgen um zu entscheiden, ob sich eine Umschuldung seines Sofortkredites lohnt. Wie immer verfolgen wir aber auch die Entwicklung der Dispositionszinsen genauer.

Zinsstatistik Juni 2016: Dispokredit so günstig wie noch nie!

Die Entwicklung der durchschnittlichen Zinsen für Konsumentenkredite und Dispositionskredite ist derzeit besonders interessant, da die aktuellste Statistik nun den Monat zwei nach der Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den Europäischen Leitzins auf 0,0 Prozent zu halten, auswertet. Damit entstehen den Banken also keine Kosten bei der Geldbeschaffung, sodass die Zinsen allenfalls den Risikoaufschlag, die Verwaltungskosten sowie die Gewinnmarge für die Bank umfassen. Damit sind die Finanzinstitute im Konkurrenzkampf in der Lage, ihre Zinsen auf rekordniedrigem Niveau zu halten.

Die MFI-Zinsstatistik ist eine monatlich von der Deutschen Bundesbank veröffentlichte Statistik auf Grundlage der Daten der in Deutschland ansässigen Finanzinstitute. Diese sind verpflichtet, unter anderem ihre berechneten Zinsen und Volumina für auf Euro lautende Kredite an private Haushalte und nichtfinanzielle Institutionen offenzulegen. Die Deutsche Bundesbank wertet daraufhin stichprobenartig diese Daten aus und veröffentlicht die Ergebnisse, aufgeschlüsselt nach verschiedenen Laufzeiten, nach Neu- und Bestandsgeschäften, nach besicherten und unbesicherten Darlehen und dergleichen mehr. Die jüngsten Daten werten immer den vorletzten Monat vor Veröffentlichungstermin aus, wobei diese noch als vorläufig gekennzeichnet sind. Die Daten sind dann öffentlich auf den Internetseiten der Deutschen Bundesbank einzusehen.

In diesem Beitrag, der auf unserer Seite ebenfalls jeden Monat erscheint, betrachten wir diese Daten genauer im Bezug auf den Sofortkredit und auch auf die Entwicklung des Dispositionskredites, der nach wie vor von vielen Verbrauchern in Anspruch genommen wird. Dahinter steht die Frage: Lohnt sich eine Umschuldung – entweder von alten Kreditverträgen zu einem neuen Sofortkredit, oder sollte man den Dispokredit in einen Sofortkredit überführen? Immerhin ist der Abstand zwischen Dispo- und Ratenkredit erneut auf seinen niedrigsten Wert gesunken.

So war ein Dispokredit im April 2016 im Schnitt um 3,79 Prozentpunkte teurer als ein Ratenkredit mit einer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahre. Dies lag an der gegenläufigen Entwicklung dieser beiden Darlehensformen im April. Ein Sofortkredit wurde mit der betrachteten Laufzeit von 4,79 auf 4,88 Prozent effektiv pro Jahr um relativ 1,8 Prozent teurer, während in der gleichen Zeit der Zins der „revolvierenden Kredite und Überziehungskredite an private Haushalte sowie Kreditkartenkredite“ (zu dieser Gruppe gehört auch der Dispokredit) um relativ 1,5 Prozent gesunken ist, von 8,80 auf 8,67 Prozent eff. p.a. – So günstig war ein Dispokredit seit Einführung der MFI-Zinsstatistik im Jahr 2003 noch nie! Außerdem ist damit nach Januar 2016 zum zweiten Mal der niedrigste Abstand zum Sofortkredit seit Einführung der MFI-Zinsstatistik erreicht worden.

Auch in der Grafik ist die unterschiedliche Zinsentwicklung unserer betrachteten Darlehensformen zu sehen: Während bei der Entwicklung des Dispositionszinses ein stetiger Abwärtstrend zu erkennen ist, schwankt der Zinssatz für Ratenkredite derzeit eher ohne sichtbare Tendenz. Aus diesem Grund würden wir der aktuellen Zinssteigerung von März auf April auch keine allzu große Bedeutung beimessen. Über die Ursachen dieser Zinsentwicklung zu schreiben, würde in reine Spekulation ausarten. Daher verzichten wir an dieser Stelle auf die Hintergrundsbetrachtung und wenden uns viel lieber den Faktoren zu, die zu der Entwicklung des Dispositionszinses beigetragen haben.

Dispo vs. Ratenkredit - Juni 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Wieso werden Dispokredite derzeit günstiger?

Der stetige Rückgang der Dispositionszinsen in den vergangenen Monaten, mehr oder weniger bereits seit dem Jahr 2009, ist auf zwei wichtige Ursachen zurückzuführen, die sich gegenseitig unterstützen:

Zum einen wächst seit langem der öffentliche Druck auf die Banken seitens der Verbraucher, da diesen immer wieder vorgeworfen wird, dass ihre Dispositionszinsen viel zu hoch wären. Zum anderen spielt dieser Diskussion die aktuelle wirtschaftliche Lage in die Hände, mit fallenden Zinsen bis in den negativen Bereich. Für die Berechnung der Dispositionszinsen ist hier vor allem der so genannte EURIBOR interessant. Dies ist ein künstlicher Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Dieser Zinssatz wird häufig als Grundlage für Kredite mit variabler Verzinsung, also auch für den Dispositionskredit, herangezogen. Experten fordern immer wieder, dass der EURIBOR zwingend zur Berechnungsgrundlage von Dispositionszinsen werden soll. Oft orientiert sich die Entwicklung der Dispozinsen auch am Euribor. Allerdings gestalten die Banken ihre Verzinsung relativ frei. Dies hat zur Folge, dass es große Unterschiede zwischen den Dispozinsen unterschiedlicher Finanzinstitute gibt – zum Teil werden immer noch teils deutlich über 10 Prozent p.a. berechnet.

Gleichzeitig aber ist der 3-Monats-Euribor seit dem vergangenen Jahr in den negativen Bereich gerutscht. Anfang April 2016 lag er bei -0,245 Prozent. Der aktuelle Stand kann immer unter de.euribor-rates.eu abgerufen werden. Theoretisch könnte damit also auch der Dispozins negativ werden. Dies würde bedeuten, dass die Banken dem Kunden Geld dafür auszahlen müssten, dass er ihnen Geld leiht. Andersrum wird die Bank selbst ja ebenfalls für die Refinanzierung entlohnt.

Doch zu Negativzinsen wird es wohl zunächst nicht kommen. Bei vielen Kreditverträgen mit variabler Verzinsung ist mittlerweile oft ein Passus zu finden, der ein „Einfrieren“ des Zinssatzes bei Null Prozent vorschreibt. Ob dies juristisch zulässig ist, darüber wird derzeit vor allem in Österreich bereits gestritten. Nach Auffassung auch deutscher Rechtsexperten käme dies einer Zinsuntergrenze gleich, und eine Untergrenze ohne eine Zinsobergrenze darf es nicht geben.

Doch von einem Minus vor der Zinszahl ist man bei Dispokrediten noch weit entfernt. Dies zeigt jedoch, dass in puncto Dispokredite noch viel Platz nach unten ist, was eine weitere Verbilligung angeht. Die Kreditinstitute argumentieren mit Risiko- und Refinanzierungskosten, insbesondere bei einem Einnahmeausfall durch Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers. Doch steht auch diese Argumentation auf wackligen Beinen, da zum einen Ratenkredite und Dispokredite versichert sind, und zum anderen bei der Refinanzierung derzeit allenfalls Verwaltungskosten entstehen. So kann man annehmen, dass sich die Banken weiterhin unter Druck befinden, der sich zudem weiter steigert, je mehr der Euribor in den negativen Bereich rutscht, wovon auszugehen ist.

Dispo vs. Ratenkredit - Zinsdifferenz - Juni 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Lohnt es sich noch, den Dispokredit umzuschulden?

Bei aller Verbilligung des Dispozinssatzes und allen positiven Aussichten für Kreditnehmer sollte man jedoch eines nicht vergessen: nach wie vor liegt der Unterschied zwischen einem Sofortkredit und einem Dispokredit bei knapp 4 Prozentpunkten! Berücksichtigt man zudem den psychologischen Effekt, dass bei einer Kreditrate automatisch die Tilgung beinhaltet ist, bei der meist quartalsweisen Zahlung der Dispozinsen jedoch nicht, kann es hier immer noch zu einer erheblichen Ersparnis kommen, wenn man einen Dispositionszins in einen Ratenkredit überführt.

Nicht zu vergessen ist auch die zusätzliche Sicherheit, die man als Kunde gegenüber der Bank genießt, wenn man einen Ratenkredit bedient. So sind in diesem Fall beide an den Kreditvertrag mitsamt seiner Laufzeit gebunden. Bei einem Dispositionskredit ist man als Kunde jedoch der Bank mehr ausgeliefert. Sie kann die Rückzahlung des Dispositionskredites fordern, wenn sich Beispielsweise die finanzielle Situation des Girokontoinhabers ändert. Zwar wird dies in der Praxis nur selten so gehandhabt, allerdings dann mit gravierenden Folgen. Denn insbesondere bei höheren Disporahmen gelingt es nur wenigen Kunden, den gesamten Betrag in 14 Tagen der Bank zu überweisen, es droht also der Weg in das finanzielle Desaster.

Aus diesem Grund gibt es auch nur wenig Anlass dazu, einen Dispokredit dauerhaft zu unterhalten. Die einzig sinnvolle Anwendung ist die Überbrückung kurzfristiger finanzieller Engpässe, die in absehbarer Zeit ausgeglichen werden kann. Oder wenn man zu einer Gruppe gehört, die nicht ohne Weiteres einen Ratenkredit zugesagt bekommt, so wie etwa Schüler, Stundenten, Azubis, Gründer von Unternehmen in ihren ersten Monaten. Oft ist es dann immerhin möglich, einen Dispositionskredit mit zumindest kleinem Rahmen zu erhalten. In diesem Fall aber raten wir dazu, sich eine Bank auszusuchen, die ein kostenloses Girokonto mit günstigem Dispozins anbietet. Die aktuellen Dispozinsen finden sich in unserem Dispokredit-Vergleich.

Allen anderen Gruppen empfehlen wir weiterhin die rasche Umschuldung des Disporahmens zu einem entsprechenden Sofortkredit.

*MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine monatliche Veröffentlichung der Deutschen Bundesbank. Dabei sind die Geldinstitute verpflichtet, ihre angewandten Zinssätze und Volumina für Eurokredite und Einlagen für private Haushalte, die in der Europäischen Währungsunion ansässig sind, an die Bundesbank zu melden. Diese macht dann eine stichprobenartige Erhebung dieser Daten und veröffentlicht dann repräsentative Durchschnittswerte, unterteilt nach zum Beispiel Laufzeit, Art des Kredites und anderen Faktoren.

Auf den Seiten der Deutschen Bundesbank sind diese Werte dann nachfolgend einzusehen. Die Daten des letzten erfassten Monats sind noch als vorläufig gekennzeichnet, erfahrungsgemäß werden diese aber nur noch selten geändert. In unserem heutigen Beitrag beschränken wir uns dabei auf den Vergleich zwischen Sofortkrediten mit Laufzeiten von über 1 bis 5 Jahren mit revolvierenden Krediten, zu denen auch die Dispositionskredite zählen.

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