Update Entwicklung Dispokredit vs Ratenkredit Zinsen: März 2016

Die jüngste MFI-Zinsstatistik* mit den ersten (vorläufigen) Werten aus dem neuen Jahr veröffentlichte die Deutsche Bundesbank am 1. März 2016. Diese Zinsstatistik ist wichtig, um die Entwicklung für Sofortkredite und auch Dispositionskredite weiter abschätzen zu können und um zu entscheiden, ob die eigenen Kredite noch günstig oder zu teuer und damit prädestiniert für eine Umschuldung sind.

Zinsstatistik März 2016 – Dispozins noch günstiger, Sofortkredite teurer

Die aktuellste MFI-Zinsstatistik, die am 1. März 2016 herausgegeben wurde, verdient durchaus Beachtung. Sie umfasst die durchschnittlichen Zinsen für Kredite und Einlagen bis zum Januar 2016, wobei die Werte für diesen letzten Monat noch als vorläufig gelten. Die MFI-Zinsstatistik ist eine von der Deutschen Bundesbank monatlich erhobene Statistik. Dabei sind in Deutschland ansässige Kreditinstitute dazu verpflichtet, ihre erhobenen Zinsen für auf Euro lautenden Kredite und Einlagen für unter anderem private Haushalte und nichtfinanzielle Institutionen offenzulegen. Diese Zinsen werden von der Deutschen Bundesbank statistisch aufgewertet, kategorisiert und veröffentlicht. Alle Daten sind auf den Seiten der Bundesbank öffentlich einsehbar.

Vom Dispozins gibt es Historisches zu berichten. Im Januar lag der durchschnittliche, für revolvierende Kredite (, zu denen auch der Dispokredit gehört) und Kreditkartenkredite erhobene effektive Jahreszins bei 8,79 %. Damit ist ein Dispositionszins so günstig wie noch nie seit Beginn der MFI-Zinsstatistik im Januar 2003! Bis September 2012 hatten wir es in dieser Kategorie noch mit durchweg zweistelligen Dispozinsen zu tun. Die Änderung zum Vormonat Dezember 2015 ist jedoch nur minimal, zu diesem Zeitpunkt lag er noch 0,02 Prozentpunkte höher, bei 8,80 % eff.p.a. – Immerhin war ein Dispozins im Januar 2016 aber um relativ 4,9 % günstiger als im Januar 2015.

Gegenläufig hierzu ist ein Sofortkredit im Januar 2016 im Mittel teurer geworden als im Dezember 2015. Der durchschnittlich verlangte Zinssatz für eine von uns exemplarisch ausgewählte Laufzeit zwischen über 1 und 5 Jahren ist von 4,78 auf 4,99 % effektiv pro Jahr angestiegen, ein relativer Anstieg zum Dezember 2015 von immerhin 4,4 %. Damit ist ein Sofortkredit dieser Laufzeit etwa so teuer wie zum gleichen Monat des Vorjahres, genauer um relativ 0,1 Prozent teurer als im Januar 2015. Auch dieses ist beachtlich: Das letzte Mal, dass ein solcher Kredit teurer war als zum gleichen Monat im Vorjahr, liegt auch bereits Jahre zurück – im Dezember 2013.

Dispo vs. Ratenkredit - März 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Wieso nähern sich Dispokredit und Sofortkredit an?

Die Frage nach den Hintergründen dieser Entwicklung kann man zwar trefflich vermuten, allerdings entscheiden letzten Endes die Banken aufgrund des Finanzmarktes, in welcher Höhe sie die Zinsen ansetzen. Man darf nicht vergessen, dass es sich hier um Durchschnittswerte aus Stichproben handelt, die nicht mehr als eine grobe Richtung der Zinsentwicklung darstellen. Dennoch sind die Entwicklung sowohl für den Dispozins als auch für den Zins für Konsumentenkredite nach längerer Zeit nur minimaler Schwankungen auffällig. Wie kommt es also zur Vergünstigung des Dispokredites?

Hierzu muss man etwas in die Vergangenheit blicken. Der Dispositionszins galt (und gilt) seit Jahren als zu hoch. Verbraucherschützer vermuten, dass sich die Banken über die vermeintlich überhöhten Zinsen die Gewinnmargen einstreichen, die ihnen an anderer Stelle fehlen. Über lange Zeit war der Dispozins bei vielen Banken quasi konstant, während Zinsen für einen Konsumentenkredit weiter sanken. Dies ist auch an unserer Grafik zu erkennen, die den Zinsabstand zwischen Dispokredit und Ratenkredit darstellt. Zu Spitzenzeiten, als der Sinkflug der Zinsen begann, war ein Dispokredit in den Jahren 2008 und 2009 zeitweise um bis zu 6,42 Prozentpunkte teurer als ein Ratenkredit mit einer Laufzeit zwischen über 1 und 5 Jahren!

In der Öffentlichkeit kamen die Banken unter öffentlichen Druck; ihr Argument, ein Dispokredit hätte wesentlich höhere Refinanzierungs- und Verwaltungskosten zufolge, konnte bei einer derart großen Differenz nicht überzeugen. Noch mehr Erklärungsnot kam gleichzeitig durch immer mehr Banken auf, die bereits deutlich günstigere Dispozinsen anbieten konnten. Als Beispiel lag und liegt der Dispozins für das DKB-Cash Girokonto deutlich unter den Durchschnittswerten aus der Zinsstatistik, er wurde erst jüngst auf 6,9 % eff. p.a gesenkt.

Abgesehen von dem Konkurrenz- und Öffentlichkeitsdruck gibt es aber noch eine weitere Entwicklung, die die Dispozinsen drückt: Laut vielen Dispo-Vereinbarungen ist die Zinsänderung eng an den Euribor gebunden, und der sinkt seit 2014 langsam, aber kontinuierlich. Was wenig verwunderlich ist, spiegelt sich dort doch auch die Einschätzung der Leitzinsentwicklung wider. Und die im Drei-Monats-Euribor abzulesende Prognose, dass der Leitzins eher die Nulllinie erreicht als wieder steigt, ist nun ja auch im März durch das Setzen des EZB-Leitzinses auf 0 Prozent wahr geworden.

Warum aber steigt gleichzeitig der Durchschnittszins für die Ratenkredite? Der EZB-Zins war im Januar 2016 unverändert bei 0,05 Prozent. Die Banken konnten sich also weiterhin über die EZB quasi zum Nulltarif mit Geld versorgen, die Refinanzierungskosten waren minimal. Nun gibt es nur noch den Risikoaufschlag, die Verwaltungskosten und die Gewinnmarge. Möglich ist, dass hier einige an der Gewinnschraube gedreht haben. Aber beim genaueren Hinsehen bei der MFI-Zinsstatistik fällt auch auf, dass die Zinsen für Festgeld über mehrere Jahre leicht angestiegen sind – im Zeitraum November 2015 bis Januar 2016 von 0,89 auf 1,00 % pro Jahr für Einlagen von über 2 Jahren. Auch hier hat die Bank also etwas höhere Kosten an die Anleger zu zahlen.

Dispo vs. Ratenkredit - Zinsdifferenz - März 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Geringster Abstand aller Zeiten – lohnt sich die Umschuldung?

Die gegenläufige Entwicklung bei der Verzinsung von Dispositionskredit und Sofortkredit hat zur Folge, dass ein Dispokredit im Durchschnitt nur noch um 3,79 Prozentpunkte teurer als ein Ratenkredit mit einer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahren Laufzeit ist. Lohnt sich also eine Umschuldung des Dispokredites zu einem Ratenkredit noch?

Die Antwort ist eindeutig: Ja! Viele Menschen nutzen dauerhaft ihren Dispositionsrahmen, da sie diesen meist ohne Aufwand auf ihrem Girokonto eingeräumt bekommen und ohne Antrag nutzen können. Zudem werden von der Bank nur die Dispozinsen regelmäßig abgezogen, eine Tilgung ist freiwillige Sache des Kontoinhabers. Dieses verleitet dazu, den Dispositionskredit dauerhaft zu nutzen und immer noch deutlich zu hohe Zinsen zu bezahlen.

Bei einer Umschuldung des Dispositionskredites in einen Sofortkredit dagegen bezahlt man nicht nur immer noch deutlich günstigere Zinsen (, denn es sind immer noch beachtliche 3,79 Prozentpunkte Unterschied), sondern man tilgt auch regelmäßig seine Schuldenlast und läuft nicht Gefahr, dauerhaft für seinen Schuldenberg zu bezahlen. Zudem bleiben die Ratenzinsen für die Laufzeit unverändert, sodass man im Gegensatz zum Dispozins, unabhängig von der künftigen Finanzmarktentwicklung bleibt.

Nur im Fall kleinerer, kurzfristiger finanzieller Engpässe oder bei zu schwacher Bonität wie im Falle von Rentnern, Studenten oder Azubis ist das vorübergehende Nutzen des Disporahmens als sinnvoll zu bezeichnen – doch sollte man auch dann sehr darauf achten, welchen Dispozins die eigene Bank verlangt. Oft finden sich Anbieter kostenloser Girokonten mit deutlich günstigerem Dispozins und teilweise auch kostenloser Kreditkarte. Viele Banken bieten einen Kontowechselservice an, der dabei hilft, das neue Konto schnell als Gehaltskonto einzusetzen.

*MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine monatliche Veröffentlichung der Deutschen Bundesbank. Dabei sind die Geldinstitute verpflichtet, ihre angewandten Zinssätze und Volumina für Eurokredite und Einlagen für private Haushalte, die in der Europäischen Währungsunion ansässig sind, an die Bundesbank zu melden. Diese macht dann eine stichprobenartige Erhebung dieser Daten und veröffentlicht dann repräsentative Durchschnittswerte, unterteilt nach zum Beispiel Laufzeit, Art des Kredites und anderen Faktoren.

Auf den Seiten der Deutschen Bundesbank sind diese Werte dann nachfolgend einzusehen. Die Daten des letzten erfassten Monats sind noch als vorläufig gekennzeichnet, erfahrungsgemäß werden diese aber nur noch selten geändert. In unserem heutigen Beitrag beschränken wir uns dabei auf den Vergleich zwischen Sofortkrediten mit Laufzeiten von über 1 bis 5 Jahren mit revolvierenden Krediten, zu denen auch die Dispositionskredite zählen.

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